Hallo,
ich war bis jetzt auch eher stille Mitleserin und habe hier in meiner Traurigkeit schon das ein oder andere Mal gute Ratschläge gefunden oder einfach gemerkt, dass noch viele andere mit ähnlichen Schicksalen kämpfen. Danke dafür!
Ich heiße Andrea, bin 35 Jahre und betreue seit 3 Monaten meine Mutter (72), die an einem inoperablen, aggressiven G3-Darm-NET erkrankt ist. Ich bin dazu ca 300 km weit zu ihr gezogen, da sie alleine in ihrem Haus lebt und dort auch unbedingt bleiben möchte. Dafür habe ich meinen Job auf Eis gelegt, weil ich wusste, dass ich den Spagat zwischen Arbeit, Trauer und Besuchen nicht bewältigen kann.
Zur Zeit ist es ein auf und ab..die Chemo mit Cisplatin hat laut Blutwerten angefangen anzuschlagen, gleichzeitig verliert meine Mama stetig stark an Gewicht, ist deutlich unterernährt und muss sich nach fast jeder Mahlzeit übergeben..sie ist so schlapp, dass sie es kaum noch schafft, aufzustehen..
Ich fühle mich dabei so oft überfordert, weil ich mich für die ganze Situation alleine verantwortlich fühle. Ich habe zwar drei ältere Geschwister (im Umkreis von 300 km), die mich aber nur je ein Wochenende im Monat ablösen, was ich mir schon hart "erkämpfen" musste. Sie sagten schon öfters, dass ich mir die Situation, meine Mutter zu betreuen, ja selbst ausgesucht habe und ich jetzt auch die Konsquenzen tragen müsste, was mich sehr verletzt hat...Ich hätte ja Zeit...Sie müssten arbeiten, hätten Familie etc...
Ich habe relativ schnell bemerkt, dass ich öfters eine Auszeit brauche, in der ich in meine Wohnung und zu meinem Freund zurückkehren kann, um etwas Abstand zu gewinnen und neue Energie zu tanken...Die Krankheit meiner Mutter ist auch für mich sehr kräftezehrend und ich glaube, mich irgendwie bei Kräften halten zu müssen um länger durchzuhalten..
Zurzeit fahre ich an jedem Wochenende 2 Tage zu mir..in mein altes Leben..
Dabei fühle ich mich aber so egoistisch und habe Schuldgefühle meine Mutter allein, im Stich zu lassen..diese Gedanken lassen mich auch an diesen Tagen nur sehr schwer und selten los..kennt das jemand aus einer ähnlichen Situation? Könnt ihr mir dazu etwas sagen?
Gleichzeitig belastet die Situation mein Verhältnis zu meinen Geschwister sehr stark!
Sie fordern oft Dinge von mir, die ich mit meiner Mutter z.B. unternehmen soll, obwohl sie dann gar kein Bild haben in welcher Verfassung sie sich tatsächlich befindet. Z.B. möchte einer meiner Brüder mit unserer Mutter, die sich sehr stark vor dem Tod fürchtet, ihre zukünftige Grabstätte am Samstag vor Ostern anschauen, obwohl ich glaube, dass es sie nur tiefer in die Depression stürzen würde. Er will sich jedoch nicht von mir" bevormunden" lassen, obwohl ich durch meine fast ständige Anwesenheit am besten weiss, wie es unserer Mutter gerade geht und was ihr gut tun würde und was eben nicht. Solche Situationen kamen schon öfters vor und nach den meisten Wochenenden, die meine Geschwister mit unserer Mutter verbracht haben, musste ich sie wieder aufrichten.
Außerdem erwarten sie stillschweigend, dass ich mich, weil ich bei ihr bin, um sämtliche organisatorischen und medizinischen Belange kümmere. Eigentlich bin ich zu meiner Mutter gegangen, um mit ihr eine "erfüllende" (so gut wie eben möglich) letzte Zeit zu erleben, jedoch überlagern all die anderen Angelegenheiten meine eigentliche Absicht...
...Außerdem ist in mir auch sooo viel Traurigkeit, die ich wegen der ständigen zusätzlichen Aufgaben garnicht verarbeiten kann. Meine Mutter ist selbst sehr labil und deshalb muss ich die starke Säule sein, die sie immer wieder aufbaut (oder denke es sein zu müssen...).
Es tut schon mal gut, das alles hier so schreiben zu können.
Es würde mir sehr helfen, wenn ihr mir ähnliche Erfahrungen oder einfach eure Gedanken zu meiner Lage schreiben könntet...vor allem belasten mich die Schuldgefühle und die Frage ob ich genug tue..mein Freund sagt mir immer ich würde mehr als genug tun..aber er ist ja mein Freund und daher nicht ganz objektiv..oder? ;)
Und kennt jemand, dass sich unter solchen Umständen das Verhältnis zu den Geschwistern so verändert? Eigentlich hatte ich zuvor ein ganz gutes..
Vielen vielen Dank für's Lesen!
Andrea
ich war bis jetzt auch eher stille Mitleserin und habe hier in meiner Traurigkeit schon das ein oder andere Mal gute Ratschläge gefunden oder einfach gemerkt, dass noch viele andere mit ähnlichen Schicksalen kämpfen. Danke dafür!
Ich heiße Andrea, bin 35 Jahre und betreue seit 3 Monaten meine Mutter (72), die an einem inoperablen, aggressiven G3-Darm-NET erkrankt ist. Ich bin dazu ca 300 km weit zu ihr gezogen, da sie alleine in ihrem Haus lebt und dort auch unbedingt bleiben möchte. Dafür habe ich meinen Job auf Eis gelegt, weil ich wusste, dass ich den Spagat zwischen Arbeit, Trauer und Besuchen nicht bewältigen kann.
Zur Zeit ist es ein auf und ab..die Chemo mit Cisplatin hat laut Blutwerten angefangen anzuschlagen, gleichzeitig verliert meine Mama stetig stark an Gewicht, ist deutlich unterernährt und muss sich nach fast jeder Mahlzeit übergeben..sie ist so schlapp, dass sie es kaum noch schafft, aufzustehen..
Ich fühle mich dabei so oft überfordert, weil ich mich für die ganze Situation alleine verantwortlich fühle. Ich habe zwar drei ältere Geschwister (im Umkreis von 300 km), die mich aber nur je ein Wochenende im Monat ablösen, was ich mir schon hart "erkämpfen" musste. Sie sagten schon öfters, dass ich mir die Situation, meine Mutter zu betreuen, ja selbst ausgesucht habe und ich jetzt auch die Konsquenzen tragen müsste, was mich sehr verletzt hat...Ich hätte ja Zeit...Sie müssten arbeiten, hätten Familie etc...
Ich habe relativ schnell bemerkt, dass ich öfters eine Auszeit brauche, in der ich in meine Wohnung und zu meinem Freund zurückkehren kann, um etwas Abstand zu gewinnen und neue Energie zu tanken...Die Krankheit meiner Mutter ist auch für mich sehr kräftezehrend und ich glaube, mich irgendwie bei Kräften halten zu müssen um länger durchzuhalten..
Zurzeit fahre ich an jedem Wochenende 2 Tage zu mir..in mein altes Leben..
Dabei fühle ich mich aber so egoistisch und habe Schuldgefühle meine Mutter allein, im Stich zu lassen..diese Gedanken lassen mich auch an diesen Tagen nur sehr schwer und selten los..kennt das jemand aus einer ähnlichen Situation? Könnt ihr mir dazu etwas sagen?
Gleichzeitig belastet die Situation mein Verhältnis zu meinen Geschwister sehr stark!
Sie fordern oft Dinge von mir, die ich mit meiner Mutter z.B. unternehmen soll, obwohl sie dann gar kein Bild haben in welcher Verfassung sie sich tatsächlich befindet. Z.B. möchte einer meiner Brüder mit unserer Mutter, die sich sehr stark vor dem Tod fürchtet, ihre zukünftige Grabstätte am Samstag vor Ostern anschauen, obwohl ich glaube, dass es sie nur tiefer in die Depression stürzen würde. Er will sich jedoch nicht von mir" bevormunden" lassen, obwohl ich durch meine fast ständige Anwesenheit am besten weiss, wie es unserer Mutter gerade geht und was ihr gut tun würde und was eben nicht. Solche Situationen kamen schon öfters vor und nach den meisten Wochenenden, die meine Geschwister mit unserer Mutter verbracht haben, musste ich sie wieder aufrichten.
Außerdem erwarten sie stillschweigend, dass ich mich, weil ich bei ihr bin, um sämtliche organisatorischen und medizinischen Belange kümmere. Eigentlich bin ich zu meiner Mutter gegangen, um mit ihr eine "erfüllende" (so gut wie eben möglich) letzte Zeit zu erleben, jedoch überlagern all die anderen Angelegenheiten meine eigentliche Absicht...
...Außerdem ist in mir auch sooo viel Traurigkeit, die ich wegen der ständigen zusätzlichen Aufgaben garnicht verarbeiten kann. Meine Mutter ist selbst sehr labil und deshalb muss ich die starke Säule sein, die sie immer wieder aufbaut (oder denke es sein zu müssen...).
Es tut schon mal gut, das alles hier so schreiben zu können.
Es würde mir sehr helfen, wenn ihr mir ähnliche Erfahrungen oder einfach eure Gedanken zu meiner Lage schreiben könntet...vor allem belasten mich die Schuldgefühle und die Frage ob ich genug tue..mein Freund sagt mir immer ich würde mehr als genug tun..aber er ist ja mein Freund und daher nicht ganz objektiv..oder? ;)
Und kennt jemand, dass sich unter solchen Umständen das Verhältnis zu den Geschwistern so verändert? Eigentlich hatte ich zuvor ein ganz gutes..
Vielen vielen Dank für's Lesen!
Andrea
Schuldgefühle und "schwierige" Geschwister...
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